Beispiel Mediation

H. Postel: Warum Mediation mehr ist als Streitbeilegung

Zwei Geschwister streiten sich um eine Orange:

 

Nun könnte die Mutter den Streit zu schlichten versuchen, indem sie einen Kompromiss vorschlägt: "Wollt Ihr Euch die Orange nicht einfach teilen?"

Die Geschwister sind damit nicht zufrieden. Keinem reicht eine Hälfte der Orange. - In der Mediation spricht man hier von 'lose-lose'.

 Die Orange beiden wegzunehmen, ist auch keine Lösung (ebenfalls eine 'lose-lose Situation in der Mediation). Ebenso wenig geht es zu loosen   oder einfach autoritär zu entscheiden ('win-lose' in der Mediation).

 

Eine Mutter (und auch ein Mediator) fragt in diesem Fall: "Was sind Deine Bedürfnisse? Wozu brauchst Du die Orange?"

Die Antworten sind überraschend:  Der Junge möchte die Orange auspressen, um ihren Saft zu trinken. Das Mädchen braucht die Orangenschale für ein Backrezept.

Auf die Frage der Mutter, wie man beider Bedürfnisse erfüllen könne, schlägt das Mädchen vor, die Orange zuerst auszupressen und dann  die Schale zu reiben ('win-win' in der Mediation). 

FAZIT: Gute Mediation

Es geht immer darum, die eigenen Bedürfnisse hinter der 'Streitforderung' zu kennen und zu kommunizieren.

Fragen, fragen, fragen ... selbst die älteste Annahme über den Anderen kann sich manchmal sehr überraschend als falsch heraus stellen.

 

Der Mehrwert in der Mediation ist die Erkenntnis, dass es oft genug für alle gibt.

 

Stellen Sie sich zwei Wüsten-Wanderer vor, die sich verzweifelt um eine letzte Flasche Wasser streiten und nicht wissen, dass hinter der nächsten Sanddüne eine Oase mit kristallklarem Wasser auf sie wartet.

Manchmal braucht es die größere Perspektive, den Abstand und das gemeinsame Suchen.